Im Porträt: „Die Loikumer sind katholisch geblieben“

DSC_0187neuBei den Schutzpatronen von Kirchen gibt es zwei Heilige gleichen Namens: Antonius. Der ältere ist der Wüsteneremit, der auch Antonius der Große genannt wird oder Antonius Abbas (250 – 356 n. Chr.). Der jüngere ist der Antonius von Padua. Er war ein über die Grenzen Italiens hinaus bekannter Bußprediger und lebte von 1195 bis 1231 n. Chr..

Dem Volksglauben nach ist der heilige Antonius von Padua zuständig für die Fälle, in denen man etwas verloren oder verlegt, also etwas „verklüngelt“ hat. Er wird daher auch „Klüngels Anton“ genannt.

Antonius der Große lebte im vierten Jahrhundert n. Chr. als Einsiedler in der ägyptischen Wüste und wird meist mit einem Schwein dargestellt. Das Schwein ist das Symbol für die ständigen Versuchungen des Teufels, denen aber der Eremit sein Leben lang glaubensstark widerstanden hat. Er trägt im Volksmund den Namen „Ferkes-Tünn“ (linksrheinisch) oder „Puggen-Anton“ (rechtsrheinisch). Die Kirche in Loikum ist dem „Puggen-Anton“ geweiht.

Kirchlich gehörte die Bauerschaft Loikum bis ins 16. Jhd. zur katholischen Mutterpfarrkirche St. Cyriakus in Hamminkeln (heute evangelische Kirche). In einer Urkunde von 1541 wird erstmalig die Existenz einer Kapelle in Loikum erwähnt. In derselben Urkunde ist auch die Abtrennung Loikums von der Hamminkelner Mutterpfarrkirche belegt. Seitdem galt Loikum als eigenständige Pfarrei mit dem Pfarrpatron St. Antonius. Grund für die Trennung war die Reformation: Während die Einwohner von Hamminkeln der Lehre Martin Luthers folgten, blieben die Loikumer dem katholischen Glauben treu.

Der heutige Kirchbau ist vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts. entstanden. Der Bau ist asymmetrisch und besteht aus einem hohen Mittelschiff und einem niedrigen Seitenschiff. Nach Westen vorgelagert ist ein dreigeschossiger Turm mit Spitzhaube. Seitlich vom Kirchturm befindet sich ein achteckiges Treppentürmchen, durch das man zum Glockenstuhl gelangt. Kirchen mit einer ähnlichen Anordnung sind am Niederrhein weit verbreitet. Nahe Beispiele für Kirchbauten dieser Art finden sich in Hamminkeln und Wertherbruch.

Im Innenraum fällt dem Betrachter auf, dass das Mittelschiff und das Seitenschiff ein Kreuzrippengewölbe haben, während der Chorraum nur eine Flachdecke aufweist. Ursprünglich hatte der Chorraum auch ein Gewölbe, aber irreparable Bauschäden führten Anfang des 19. Jhds. dazu, dass der Chorraum komplett erneuert werden musste. Aus Geldmangel geschah das in einfachen Formen unter dem Wegfall des Gewölbes und unter Verzicht auf die drei Fenster hinter dem Hochaltar.

Beginnen wir den Rundgang im westlichen Seitenschiff beim ältesten Sakralgegenstand der Kirche, dem Taufstein. Er ist aus Blaustein aus Namur (Belgien) hergestellt und stammt wohl aus der Zeit um 1200 n. Chr.. Das Taufbecken mit vier menschlichen Köpfen am Rand ruht auf einer kräftigen runden Mittelsäule, die von vier Ecksäulen begleitet wird. Die Ecksäulen, die unten in Drachenköpfen enden, bestehen nicht aus Blaustein, sondern aus geschwärztem Sandstein und sind im 19. Jhd. aus Gründen der Standsicherheit hinzugefügt worden. Aufgrund seines Alters und seiner Größe ist es wahrscheinlich, dass der Taufstein nicht für die Loikumer Kirche angefertigt worden ist. Woher er stammt, lässt sich heute nicht mehr sagen.

Für die mündliche Überlieferung, der Taufstein habe ursprünglich in der Hamminkelner Mutterkirche gestanden, sei dort nach dem Glaubenswechsel entfernt worden, habe dann jahrhundertelang, eingegraben in einer Wiese, als Viehtränke gedient, bevor er Mitte des 19. Jahrhunderts in die Loikumer Kirche kam, gibt es keine Beweise.

Beim Gang durch das Seitenschiff gelangen wir zum ehemaligen Marienaltar, von dem heute aber nur noch der aus Sandstein gehauene Altartisch zu sehen ist. Der barocke Altaraufsatz aus Holz, an dem im Laufe der Jahrhunderte starke Schäden aufgetreten sind, wird heute in der Totenhalle aufbewahrt. Die Statue der „Maria mit dem Weltenretter“ wurde Ende des 19. Jhds. für die Loikumer Kirche angefertigt. Links neben dem Marienaltar beginnt der Kreuzweg mit der
1. Station: „Jesus wird zum Tode verurteilt“. Die 14 Kreuzwegstationen stammen vom Bocholter Bildhauer Stracke und wurden 1883 in der Kirche aufgehängt. Ursprünglich waren die Stationen von kräftigen Eichenholzrahmen umgeben, die bei der Renovierung im Jahr 1960 entfernt wurden und leider nicht erhalten geblieben sind.

Der Chorraum beeindruckt durch den reich verzierten Hochaltar. Der aus Eichenholz geschnitzte Altaraufsatz weist typische Merkmale des Spätbarocks bzw. des Rokokos auf und wird in die Zeit 1760/80 datiert. Die Kreuzigungsgruppe mit Maria und dem Lieblingsjünger Johannes ist nachträglich in der zweiten Hälfte des 19. Jhds. hinzugefügt worden. Dafür wurden die oberen Verzierungen des Altares abgesägt. In der Mitte über dem Tabernakel befindet sich eine Nische zum Aufstellen der Monstranz (Expositorium). Je nach den Erfordernissen der Liturgie kann das Expositorium so gedreht werden, dass ein grüner, roter oder goldener Hintergrund erscheint. Über die Herkunft des Hochaltars gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Möglicherweise kam er zu Beginn des 19. Jhds. aus einem aufgelösten Kloster im Münsterland oder aus dem Kloster Marienvrede nach Loikum.

Die kleine Marienfigur mit dem Jesuskind auf dem Arm links neben dem Hochaltar ist aus Mooreiche und stammt aus der Zeit um 1430. Damit ist sie die älteste Statue in der Kirche. Rechts neben dem Hochaltar ist die Darstellung Anna Selbdritt zu sehen. Sie ist ebenfalls aus Eiche geschnitzt und dürfte um 1470/80 am Niederrhein entstanden sein.

Die rechte Chorbank stammt aus dem Mittelalter und hat ursprünglich wohl auch in einer Klosterkirche gestanden. Sie ist aus verschiedenen alten Teilen neu zusammengesetzt worden. Als Ergänzung dazu ist im 19. Jhd. ein Gegenstück aus alten Teilen angefertigt worden, das neben der Sakristeitür seinen Platz gefunden hat.

Über der Sakristeitür hängt ein großes Gemälde, auf dem die Geburt Jesu dargestellt ist. Es ist eine Kopie des Kupferstiches von Lucas Vorstermann aus dem Jahre 1620 nach einem Gemälde von Peter Paul Rubens um 1619. Dieses Bild ist seit Dezember 2013 als Weihnachtsbriefkarte im Loikumer Pfarrbüro erhältlich.

Der Zelebrationsaltar und der dazu passende Ambo wurden nach Abschluss der Renovierung 1989 aufgestellt. In die Altarfront wurde das aus Eichenholz geschnitzte Abendmahlsrelief eingearbeitet, das aus dem Mittelteil der Kommunionbank von 1882 stammt. Die beiden Leuchterengel auf den seitlichen Säulen der Kommunionbank stammen aus der Zeit um 1500/10.

Bei den Kirchenfenstern fallen die beiden Bildfenster im Chorraum auf. Sie sind 1931 eingesetzt worden und zeigen Motive aus dem Leben des heiligen Antonius. Im linken Fenster ist die Szene zu sehen, in der der junge Antonius seine Habe an die Armen verteilt, um die Nachfolge Christi anzutreten. Im Bildfenster daneben ist die Versuchung des Abtes und Einsiedlers Antonius durch den Teufel (symbolisiert durch das rote Schwein) dargestellt. Ursprünglich gab es noch ein drittes Bildfenster rechts neben der Kanzel mit der Sterbeszene des heiligen Antonius im Kreise seiner Mitbrüder. Dieses Fenster ist im 2. Weltkrieg zerstört worden. Es wurde durch ein Ornamentfenster ersetzt.

Die Kanzel mit dem großen Schalldeckel darüber wurde 1875 in der Werkstatt der Gebrüder Endlich in Emmerich aus Eichenholz gefertigt. In die Außenseiten sind als Reliefdarstellungen die vier Evangelisten eingearbeitet.

An den beiden Pfeilern vor dem Chorraum befinden sich zwei Großplastiken aus Lindenholz. Links ist der heilige Antonius mit Stab, Glocke und einem Schwein zu seinen Füßen dargestellt. Der Stab zeigt an, dass der heilige Antonius Klostervorsteher war; das Glöckchen symbolisiert die Wachsamkeit und das Schwein den Teufel. Auf der rechten Seite steht der heilige Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm. Beide Figuren stammen vom Bocholter Bildhauer Stracke und wurden 1882 in der Loikumer Kirche aufgestellt.

Die erste nachweisbare Orgel stammte aus Velen und wurde 1782 von Johann Wilhelm Rechtmann (1760-1813 Pfarrer in Loikum) angeschafft. Im Jahr 1842 lieferte die Orgelbaufirma Breil aus Dorsten eine neue Orgel, die 1924 umgebaut und mit einem elektrischen Gebläse versehen wurde. Ihr war jedoch infolge von Holzwurmbefall kein langes Leben beschieden. Lediglich das Orgelprospekt konnte weiter verwendet werden. Die jetzige Orgel (ebenfalls von der Firma Breil) wurde 1963 feierlich eingeweiht.

Zurück im Turmraum entdeckt der Besucher über der Eingangstür eine kniende, Rosenkranz betende Figur. Es ist der heilige Konrad, der in den 30er Jahren des 20. Jhds. vom Klever Bildhauer Brix gefertigt worden ist. Wesentlich älter sind die beiden Eichenholz-Statuen, die sich zwischen den Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege befinden. Sie stellen Maria und Johannes dar und stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Wenn Sie einmal das Glockengeläut der Loikumer Kirche hören, sollten Sie besonders auf die kleine Glocke achten. Sie ruft seit 1731 die Gläubigen zur heiligen Messe und zum Gebet und trägt die Inschrift: „Soli Deo Gloria“: Gott allein sei die Ehre!

Dr. Hermann-Josef Stenkamp (Dokumentation) und Bernhard Grota (Text)