Foto by Martin Manigatterer in Pfarrbriefservice

Liebe Leserinnen und Leser,

wie einfach lässt sich Weihnachten erklären: ein kleines Kind in der Krippe, alles nett, freundlich, stimmungsvoll, da gibt es Geschenke, Kerzenlicht, Harmonie. Für viele Menschen das Fest des Jahres. Und Ostern?

Ostern ist ganz anders. An Karfreitag ist alles traurig, man hält Grabesruhe, die Feier der Osternacht hat meist eine unmögliche Uhrzeit – und dazu ist es noch kalt und es regnet eventuell. Ostern wirft Fragen auf: Was heißt eigentlich Auferstehung? Warum die Verehrung eines Kreuzes? Warum das Feuer in der Osternacht?

Weihnachten und Ostern gehören aber zusammen und sie sind nicht nur Erinnerungen an einen Menschen vor zweitausend Jahren, sondern sie haben etwas mit meinem eigenem Leben zu tun. Zur Krippe gehört das Kreuz – zum Leben gehört der Tod. Unser Leben ist nicht immer nur nett und freundlich, sondern kann auch ganz schön wehtun: Angst, Einsamkeit, Krankheit und Schmerz, Tod und Verzweiflung.
Ostern nimmt das Dunkel meines Lebens nicht weg, sondern sagt mir zu, dass Gott mit mir geht durch alle Zeiten und dass nicht der Tod das letzte Wort hat – sondern die Liebe. Und der Weg von der Krippe zum Kreuz ist manchmal nur einen Augenblick entfernt:

Der Weg ist kurz
Der Weg von der Krippe zum Kreuz.
Manchmal nur einen Augenblick entfernt.

Heute noch kann ich es gar nicht fassen, ein neues Leben.
Heute noch genieße ich mein Leben in vollen Zügen.
Heute noch geht es mir rundum gut, ich habe einen Job, eine Familie, Freunde, mit denen ich mich gut verstehe.
Heute noch bin ich glücklich und zufrieden mit meinem Leben.

Der Weg ist kurz
Der Weg von der Krippe zum Kreuz.
Manchmal nur einen Augenblick entfernt.

Dann
Könnte es mir vor Angst eiskalt über den Rücken laufen
wenn plötzlich ein lieber Freund stirbt
wenn meine Partnerin mich verlässt
wenn ein unbedachtes Wort eine Freundschaft zerstört

Dann
könnte ich festgenagelt werden
durch eine Krankheit
durch einen Unfall
durch Arbeitslosigkeit.

Der Weg ist kurz
Der Weg von der Krippe zum Kreuz.
Manchmal nur einen Augenblick entfernt.

Text von Petra Focke und Hermann Josef Lücker