Bild: Martha Gahbauer; in: Pfarrbriefservice.de

Heilige Gelassenheit

Es ist Dienstagmorgen. Die To-do-Liste ist lang. Ich bin später aufgestanden, als ich eigentlich wollte, und so bereits hintendran mit allem, was ich mir für heute vorgenommen habe. Das macht mich unruhig. Und jetzt noch Zeit mit Gott verbringen?
Mit dem leider schon kalten Kaffee auf dem Tisch, weil ich, „eben mal kurz“ die Küche aufgeräumt habe, sitze ich vor meiner Bibel.  „Jesus, ich bin gedanklich gerade zwar schon bei allem, was ich gleich noch erledigen will, aber kannst du trotzdem zu mir sprechen? Mich ermutigen mit deinem Wort? Auch wenn ich diese Zeit mit dir nur so dazwischenschiebe?“, bete ich.

Der Bibelleseplan schlägt mir Johannes 5 vor. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem und geht an einem Teich vorbei, von dem gesagt wird, dass er Heilung bringe. Aber nur für eine einzige Person: für den Kranken, der am schnellsten im Wasser ist, wenn es sich bewegt. Jesus trifft inmitten aller auf Heilung wartenden Kranken einen Mann, der seit 38 Jahren krank ist und gar nicht erst bis zum Wasser kommt, weil er keine Freunde hat, die ihm helfen, und er selbst nicht schnell genug ist. Doch Jesus sucht ihn aus, schaut ihn an und fragt:“ Willst du gesund werden?“

Dieser Satz trifft mich. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr staune ich über diese Frage. Ich spüre, wie Jesus mich fragt: „Gerda! Willst du gesund werden? Was soll ich für dich tun?“

Mit dieser Frage trifft Jesus den Kern von allem, was an diesem Morgen in mir vorgeht: Was will ich eigentlich? Wofür bete ich? Was hält mich zurück? Wovor habe ich Angst? Will ich Jesus wirklich vertrauen?

Er bringt mich dazu, meinen Wunsch zu formulieren. Mir bewusst zu werden, was die Wurzel meines Stresses ist: Ich habe Angst zu versagen. Mich selbst und andere zu enttäuschen.

Doch mir wird klar: Jesus will Heilung und Ruhe in mein Herz legen.

Bei IHM finde ich Ruhe und Erholung an Leib und Seele an diesem Morgen und in diesem Sommer.

Mein Kaffee ist immer noch kalt und die To-do-Liste immer noch lang. Aber mein Herz ist ein Stück heiler geworden. Und da die Listen auch in Zukunft nicht kürzer werden, möchte ich lernen, in heiliger Gelassenheit – ich habe das Bild vor Augen: Jesus gelassen im Boot schlafend bei stürmischer See – darauf zu vertrauen, dass Gott bei mir ist.

Dies wünsche ich Ihnen und euch allen für diesen Sommer 2023 und darüber hinaus- Bleiben Sie behütet.

Herzlich Ihre Gerda Derstappen