Impuls des Monats November 2023: Loslassen

Bild: Martin Manigatterer In: Pfarrbriefservice.de

Und wieder einmal sitze ich hier und darf einen Impuls für den Monat November schreiben. Manchmal kann ein „Darf“ auch schon mal zu einem „Muss“ werden, und meist sorgt dieses „Muss“ dafür, dass meine Kreativität sich erstmal aus dem Staub macht. Mein Nachdenken wird angestrengt. Kennen Sie das? Je mehr sie über etwas nachdenken, desto weniger fällt ihnen etwas ein. Erst später, wenn sie ganz anderes tun, erinnern Sie sich. Oder es kommt die zündende Idee.

Mir geht das ganz oft so. Ich muss dann meine Gedanken loslassen. Hin und wieder tun sie das von selbst. Sie schweifen ab: „Was wünschen sich wohl die Kinder zu Weihnachten?“ oder „Da draußen liegt so viel Laub, das müssten wir nachher mal wegfegen.“

Apropos Laub! Da fällt mir ein: Ja, auch die Natur lässt los. Keine Gedanken, aber Blätter, und Grün, und ein wenig von ihrem Leben.

Am 2. November feiern wir Allerseelen. Auf dem Friedhof segnen wir die Gräber unserer Verstorbenen, wir erinnern uns an sie. Auch sie mussten wir loslassen, gehen lassen zu Gott. Der November ist mit seinen Trauertagen (denn zu Allerheiligen/Allerseelen gesellen sich ja auch noch der evangelische Totensonntag und der Volkstrauertag) ist sicher ein Monat, der das Wort „Loslassen“ zum Motto haben könnte. Draußen wird es kalt und dunkel, die Natur scheint zu sterben, legt sich zumindest so langsam in einen tiefen Schlaf.

Loslassen ist gar nicht so einfach. Nicht nur der Abschied von Menschen fällt uns schwer. Auch der von liebgewonnen Gegenständen („Das war doch immer mein Lieblingspulli!“, „Die Schüssel in Blattoptik kann ich bestimmt noch mal gebrauchen!) und alten Gewohnheiten und Ritualen ist schwer, auch wenn diese Dinge und Bräuche vielleicht gar nicht mehr in mein heutiges Leben passen (oder auch: ich nicht mehr in sie).

Vielleicht fällt es uns leichter, wenn wir mal auf das Ende des Monats schauen. Wenn wir erkennen, dass das Loslassen auch Platz oder Zeit macht für Neues, nicht nur im Kleiderschrank, sondern auch im Terminkalender und im Leben. Am Ende des Monats feiern wir das Ende des Kirchenjahres mit dem Fest Christkönig. Er ist der wahre König für uns Christen. Und ER hat das Leben in dieser Welt losgelassen und ist dann vom Tod zum Leben gekommen. Das spüren wir im Advent. Alles liegt im Dunkel, aber wir wissen schon, dass das Licht, das das neue Leben kommt. Ab Weihnachten, Christi Geburt, wird es dann jeden Tag heller, im Frühling können wir dieses Neue Leben auch sehen und spüren – in der Natur, aber auch in uns selbst. Der „Frühlingsputz“ ist ein guter Ausdruck dafür.

„Alles im Leben hat seine Zeit“, so steht es im Buch Kohelet.  „Geboren werden und Sterben, Behalten und Wegwerfen, Umarmen und Loslassen…“, und für all das hat Gott schon längst die richtige Stunde festgelegt. Wir dürfen auf das Neue hoffen, uns darauf freuen. Aber das geht halt nur, wenn wir das Vergangene loslassen. Trauen wir uns!

Maria Thier
Pastoralreferentin