Die vom Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigte „Zeitenwende“ beginnt allmählich konkret und damit spürbar zu werden. Die Gaskrise im letzten Jahr hat die Strom- & Gaspreise auf neue Höhen klettern lassen und damit sind alle Preise deutlich angestiegen. Das Leben ist teurer geworden und manch einer wird sich wohl die Frage stellen: „Was kann ich mir noch zu Weihnachten an Geschenken leisten? Was sitzt noch drin, wenn ich an die Nebenkostenabrechnung im Jahr 2024 denke? Und auch die Kriege im allmählich zuende gehenden Jahr trüben die Stimmung in diesem Advent, in dieser vorweihnachtlichen Zeit.
Neben all dem Betrüblichen und Beängstigenden an der jetzigen Situation, sehe ich auch eine Chance für das Weihnachtsfest, für das christliche Weihnachten. Ich sehe die Chance über das Materielle und Krisenhafte hinaus auf den Kern des Weihnachtsfestes zu schauen oder dorthin vorzudringen. Ich möchte diesen Kern einmal etwas plakativ so nennen: Gott beschenkt uns mit seinem Sohn, einem Menschen. Er beschenkt uns nicht mit materiellen Dingen. Das bedeutet, er tritt in die menschliche Geschichte ein und nimmt Beziehung zu uns auf. In einer Geschichte möchte ich ausdrücken, was das für unsere Geschenke zu Weihnachten bedeuten könnte.
Die Geschichte lautet: Ankes Geschenk.
„Anke sitzt in der Ecke ihres Zimmers und denkt darüber nach, was sie ihrer Mutter zu Weihnachten schenken könnte. Schenken, was soll ich schenken? Jedes Jahr dasselbe Problem, und eigentlich wird es immer schwieriger. Alle haben alles. Was soll man da schenken? „Bedenk’, dass dein Geschenk du selber bist!“ – So sagt es ein Dichter. Schenken kommt aus dem Herzen. Wenn es dort nicht wächst, ist es kein Schenken. Weihnachten kann lästig werden. Geballte Erwartungen in der Adventszeit. Pralle Angebote. Die ganze Welt scheint ein einziges Kaufhaus zu sein. Anke sucht fieberhaft. Ein Geschenk für die Mutter – das muss etwas Besonderes sein. Am besten sogar etwas, was mit Weihnachten zu tun hat, denkt Anke, mit dem wirklichen Weihnachten. Ich weiß nicht mehr weiter, denkt sie. Der Trubel. Die Hektik. Was ist da Advent und Weihnachten? Keiner hat mehr richtig Zeit. Zeit! Das ist es! Ich schenke Zeit! Ob die Mutter sich darüber freut? Zeit – das ist wirklich ein Weihnachtsgeschenk, ganz aus Liebe, zur freien Verfügung, und es reicht bis in die Ewigkeit.“
Jemandem Zeit schenken bedeutet, du bist für mich wichtig. Ich möchte mit dir zu tun haben. Ich möchte mit dir in Verbindung treten oder die Verbindung vertiefen oder halten. Ich habe Interesse an dir. Wenn man das lateinische Wort inter-esse ins Deutsche übersetzt, klingt das so: dazwischen / dabei sein!
Auf das Weihnachtsfest übertragen: Gott möchte zwischen (unter) den Menschen sein. Er hat ein Interesse an ihnen. Gott hat Zeit für die Menschen. Bis heute…
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen eine lichtreiche Adventszeit mit viel Zeit für die Menschen, die Ihnen wichtig sind und auch gerade am Weihnachtsfest Zeit für Gott, damit Verbindungen nicht abreißen.
Ralf Lamers