Das Kirchenschiff von St. Pankratius in Dingden war so vollbesetzt wie sonst nur an Weihnachten oder Ostern: Viele Gläubige, Weggefährten, Verbands- und Vereinsvertreter waren am vergangenen Samstagabend gekommen, um sich von Pastor Ralf Lamers zu verabschieden. Der 60-jährige Seelsorger wechselt im Sommer von Hamminkeln auf die andere Rheinseite. Künftig will sich der bisherige „Leitende Pfarrer“ von Maria Frieden wieder mehr auf seine seelsorgerischen Aufgaben konzentrieren – und weniger auf Verwaltungsleitung und Führung.
„Ein trauriger Tag für uns“, sagte Pfarreiratsvorsitzende und Küsterin Nicole Brinks nach der Festmesse in ihrer Rede. Dabei begann die Zeremonie alles andere als betrüblich: Fahnenträger, Schützen, Kolpingmitglieder, Feuerwehrleute und Messdiener zogen feierlich mit großem Einzug zusammen mit dem Pfarrer und Diakon Heinz Grunden in die Pfarrkirche ein. Vielstimmig wurden die fröhlichen Lieder der Osterzeit gesungen. Das Emmaus-Evangelium des Sonntags passte perfekt: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (Lk 24,32)
Als Zelebrant stellte Pastor Lamers diesem Text einen Auszug aus Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ gegenüber, der statt der Lesung vorgetragen wurde: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar, man sieht nur mit dem Herzen gut!“ Beide Zitate konnten alle Gottesdienstbesucher auf kleinen Kärtchen schwarz auf weiß mit nach Hause nehmen. In seiner Predigt stellte Ralf Lamers die Verbindung zwischen den Texten her – und gleichzeitig sein priesterliches Programm, das die Menschen und ihre Anliegen in den Mittelpunkt nimmt. Nicht immer ernst, moralisch oder gar bitter, sondern freundlich, hilfsbereich und zugewandt – stets mit einem Quäntchen Humor. Typisch Lamers, als die Messdiener die Spruch-Kärtchen mit den Kollektenkörbchen herumgaben: „Sonst dürfen sie immer etwas hineintun, heute ausnahmsweise auch mal was herausnehmen!“
Überhaupt wurde an dem „traurigen Tag“ auch viel gelacht. Pfarrer Ralf Lamers fiel sichtlich ein Stein vom Herzen, dass – wie er am Ende freimütig bekannte – Tag und Stunde des Abschieds nun da seien. Bereits im Mai 2023 hatte er angekündigt, dass er Maria Frieden nach acht Jahren verlassen werde. Mit großer Dankbarkeit schauten viele Rednerinnen und Redner auf die Zusammenarbeit und das Zusammenleben mit dem beliebten Geistlichen zurück: Nicole Brinks verknüpfte das Wirken in unserer Pfarrei mit den Attributen des Leitbilds von Maria Frieden: „Glaubwürdig, lebendig, stark, mutig und nah: Das war Pastor Ralf Lamers für uns!“ Die Nähe habe sich besonders gezeigt, wenn er Kinder segnete und sich dafür vor ihnen hinkniete. „Ein Seelsorger auf Augenhöhe“, im wahrsten Sinne des Wortes. Als Abschiedsgeschenk überreichte sie das Denk-Mal im Miniaturformat, das unter Lamers‘ Ägide auf dem Gelände des früheren Klosters Marienvrede errichtet wurde. Hermann-Josef Stenkamp vom Kirchenvorstand schloss sich dem Dank an. Bernhild Bielefeld dankte in ihrem Grußwort für die vier katholischen Kindergärten und Heimleiter Niko Ridder fürs Sankt-Josef-Haus. Der Dingdener Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr, Andreas Boland, überreichte Ralf Lamers dessen Helm als Erinnerung, den er bei seinen vielen Einsätzen als Notfallseelsorger getragen hat. Schulleiter Donald Grüter erinnerte an die vielen Schulgottesdienste – und gab dem scheidenden Pastor zusammen mit drei ebenfalls anwesenden Kommunionkindern aus der Ludgerischule noch eine Note mit auf den Weg: „Ganz klar eine Eins!“
Und wieder ein Lacher: Denn für die drei Kinder war die Abschiedsnote nicht das Allerwichtigste dabei, denn sie wollten sogleich wissen, ob es für die Teilnahme an der Festmesse auch die Perlen gibt, die sie während der Vorbereitungszeit sammeln. „Selbstverständlich“, lachte Lamers. Für emotionale Momente sorgte die Ansprache von Gerda Derstappen, die als Haushälterin mit Ralf Lamers nach Dingden gekommen war und mit ihm nach Rheinberg weiterzieht.
Bei der anschließenden Party im Saal Hoffmann war Gelegenheit, sich persönlich von Ralf Lamers zu verabschieden, was viele Gemeindemitglieder nutzten.