An dem Tag, an dem ich diese Zeilen schreibe, sind am Morgen im Wetterbericht die sogenannten „Hundstage“ angekündigt worden. Die Tage vom 27. Juli bis zum 27. August sind sie, da in diesen Tagen das Sternbild des Hundes sich am Himmel zeigt. Gleichzeitig fallen sie mit den heißesten Tagen des Sommers zusammen und die sollen nach den eher verregneten Tagen im Juli in diesem Jahr jetzt kommen.
Manche werden sie genießen und in der Sonne liegen, vielleicht auch freie Zeit haben und sich ein kühles Eis schmecken lassen. Anderen wird es dagegen schnell zu heiß sein. Und in der Tat sind Temperaturen um die 30 Grad nicht jedermanns Sache. Jede Arbeit und Bewegung wird mühsam; zur Arbeit haben wir nicht wirklich Lust und auch die Nächte bringen bei wenig Abkühlung keine Erholung. Das Leben wird – da, wo wir es uns leisten können – langsamer.
Das muss nicht schlimm sein. Warum nicht das Leben überhaupt in diesen Tagen etwas langsamer angehen lassen? Nicht immer dem täglichen Stress zu folgen und zu meinen, alles müsse jetzt und sofort erledigt werden: Das Leben als App auf dem Smartphone?
Wenn es so heiß wird, dann fällt mir manchmal ein Urlaub in Griechenland ein, den ich während des Studiums mit Freunden unternommen habe. In Athen gehörten wir zu der Gruppe unvernünftiger Menschen, die meinten, in der Mittagshitze auf der Akropolis herumlaufen zu müssen. Nirgends Schatten, nur Steine, die die Hitze von Wochen und die aktuellen Sonnenstrahlen unbarmherzig an uns abgaben.
Kein Einheimischer war zu sehen. Das öffentliche Leben steht in Athen in der Tagesmitte still. Es findet am Morgen und am Abend statt. Nur die Touristen meinen, ihr Pensum absolvieren zu müssen.
Unsere Welt ist schnell geworden; unser Leben ist schnell geworden. Viele Menschen stehen unter dem Druck immer und überall „funktionieren zu müssen. Wollen alles sofort erledigen.
Das ist manchmal nötig; oft ist diese Erwartung aber auch schlicht unmenschlich. Menschen, Entscheidungen, Dinge müssen sich entwickeln können, wachsen, reifen. Sie brauchen Zeit – und manchmal auch Stillstand. Eine Zeit zum nach-denken.
Wir glauben manchmal, wir haben diese Zeit nicht – aber welche Zeit „haben“ wir denn? Wenn wir es recht überlegen, haben wir überhaupt keine Zeit. Die Zeit ist da, sie kommt auf uns zu. Sie vergeht. Sie lässt sich nicht halten, sie zerrinnt uns zwischen den Fingern – sie lässt sich nur füllen.
Und annehmen.
Daran kann uns diese heiße Zeit des Sommers auch erinnern. Nimm dich nicht so wichtig. Nimm einfach mal, was dir entgegenkommt. Versuche anzunehmen was ist. Und wenn es die Pause ist, die dir verordnet ist, weil es einfach zu heiß ist.
Sie kann uns daran erinnern, dass die Welt nicht in unserer Hand liegt und das die Natur nicht einfach ist, sondern uns als Schöpfung anvertraut wurde.
Sie ist Gabe und Aufgabe von Gott. Wir haben die Aufgabe, sie zu bewahren, zu gestalten im Sinne dessen, der sie uns gegeben hat. Wir dürfen und sollen in ihr leben, mit ihr arbeiten und wir verändern sie natürlich auch durch unsere Arbeit. leider im Augenblick eher zum Schlechteren.
Gott lädt uns, manchmal eben auch durch große Hitze, zum Innehalten ein. Vielleicht als Einladung zur Besinnung. Von ihm und seiner Schöpfung zu lernen, wie wir besser leben können.
Thomas Linsen