
Verena Holtkamp (links) und Nicole Brinks unterstützen die Pfarrei Maria Frieden ehrenamtlich als Begräbnisleiterinnen. FOTO: Sven Betz
Die Kirche verliert Mitglieder und Priester, während ihr Bedarf an Ehrenämtern wächst. Nicole Brinks und Verena Holtkamp geben einen Einblick in ihre Tätigkeit als Begräbnisleiterinnen.
Die katholische Kirche befindet sich nach wie vor in einem Veränderungsprozess. Sie verliert deutlich an Mitgliedern und somit auch personelle und finanzielle Ressourcen. Die Folge: Der Bedarf an der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen steigt. „Im Jahr 2000 gab es noch rund zwei Millionen Katholiken im Bistum Münster; 2022 waren es ‚nur noch‘ 1,7 Millionen, bis 2040 werden es vermutlich nur noch 1,3 Millionen sein“, erläutert Anke Lucht, stellvertretende Pressesprecherin des Bistums Münster. Zudem gebe es „deutlich zurückgehende Zahlen der Priesterweihen“, ergänzt sie.
Als Reaktion auf die Veränderungen führte das Bistum Münster im Jahr 2024 pastorale Räume ein. Dadurch sollte die Zusammenarbeit sowohl zwischen den Kirchengemeinden als auch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen gestärkt werden. Im Bistum Münster übernehmen seitdem auch nicht geweihte Personen Aufgaben, die früher ausschließlich Priestern vorbehalten waren.
Zwei von ihnen sind Nicole Brinks (54) und Verena Holtkamp (46) aus Ringenberg und Dingden. Sie arbeiten seit der Einführung der pastoralen Räume als ehrenamtliche Trauer- und Beerdigungsdienstleister und geben Einblick in ihr Ehrenamt.
Einblick in das Ehrenamt
„Ein bis zwei Beerdigungen können wir ehrenamtlich im Monat leisten“, sagt Nicole Brinks. Sie und Verena Holtkamp engagieren sich seit über einem Jahr als ehrenamtliche Begräbnisleiterinnen in der Pfarrei Maria Frieden. „Das ist eine große Hilfe“, meint Thomas Linsen, der neue katholische Pfarrer in Hamminkeln, und unterstreicht: „Wenn sich noch mehr Ehrenamtliche finden, wäre das gut.“
Alle anderen Beerdigungen in Hamminkeln übernehmen Linsen, Pastor Abraham Manalil und Pastoralreferentin Maria Thier. Verena Holtkamp ergänzt: „Es gibt mal sechs Beerdigungen in einer Woche und mal sechs Wochen lang keine.“
Trauer- und Beerdigungsdienstleister haben die Aufgabe, eine Trauerfeier zu organisieren. Nicole Brinks erklärt: „Wenn wir eine Beerdigung übernehmen, dann gehört da nicht nur die Ansprache zu, sondern wir suchen auch die Lesungstexte, die Gebete und Fürbitten aus.“ Um dies zu ermöglichen, führen die Begräbnisleiterinnen im Vorfeld ein Gespräch mit den Angehörigen des Verstorbenen.
„Jedes Trauergespräch ist eine Herausforderung“, sagen Holtkamp und Brinks im Einklang. Diese sind jedoch unverzichtbar, da daraus die Rede für das Begräbnis gestaltet wird. In ihrer Ansprache schildern sie, „was die Persönlichkeit des Menschen ausgemacht hat“, erzählt Verena Holtkamp.
Professionelle Distanz
Die 46-Jährige berichtet, oft zu hören: „Boa, da müsste ich mitweinen.“ Doch in der Praxis sei dies nicht der Fall, bemerkt Holtkamp. „Die Gespräche gehen einem unterschiedlich nahe“, ergänzt sie. Wichtig sei, eine professionelle Distanz zu wahren. Und: „Wir haben ja den Auferstehungsglauben. Der Verstorbene ist also gut aufgehoben.“
Verena Holtkamp wurde durch einen Facebook-Eintrag der Pfarrei Maria Frieden auf die Position aufmerksam und dachte: „Das kann ich!“ Zur gleichen Zeit erfuhr Nicole Brinks über andere Trauer- und Begräbnisdienstleister von der Tätigkeit und entschied: „Das will ich auch machen!“ So begannen beide gleichzeitig eine einjährige Ausbildung, die aus Tages- und Wochenendmodulen bestand.
„Zum Einstieg mussten wir uns mit dem eigenen Tod und der Beerdigung auseinandersetzen.“ Nach sechs Monaten gab es ein Zwischengespräch, um abzuklären, ob sie weitermachen wollten. Nach einem Jahr fand die Abschlussprüfung statt, bei der jeder Teilnehmer eine fiktive Beerdigung leiten musste.
Ehrenamt in der Kirche
Die Ausbildung für Trauer- und Beerdigungsdienstleister findet jährlich statt. Zudem gibt es mehrere Austausch- und Fortbildungsmöglichkeiten, Reflexionstreffen, Studien- und Besinnungstage, geistliche Begleitung und Supervisionen. Personen, die ein Ehrenamt in der Kirche in Erwägung ziehen, können sich online informieren oder sich direkt an die nahe gelegene Pfarrei wenden.