Was hat die Bibel, die für viele Menschen ein wichtiger Glaubenspfeiler ist, zum Thema Geschlechtergerechtigkeit zu sagen?
Leider nur sehr wenig, aber doch Substanzielles! Es lassen sich mehr Passagen finden, die den Unterschied zementieren.
„Die Hegemonie des Mannes wurde in der gesamten Antike behauptet und schon zu Beginn des Alten Testamentes festgeschrieben, unmittelbar nach der Vertreibung aus dem Paradies: „Nach deinem Mann hast du Verlangen und er wird über dich herrschen“ (Gen 3,16)“
Die in Israel erlaubte Praxis, dass ein Mann seiner Frau einen Scheidungsbrief ausstellen konnte, wurde von Jesus verurteilt (Mt 19,8). Er „forderte die Unauflöslichkeit der Ehe – nicht zuletzt im Interesse und zum Schutz der Frau.“ Frauen galten während ihrer Menstruation und nach einer Niederkunft als unrein. Das alles ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.
„Möglicherweise wäre es nie zu diesen Geschlechterungerechtigkeiten gekommen, wenn ein Vers aus dem ersten Schöpfungsbericht wirklich ernst genommen worden wäre: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn, männlich und weiblich erschuf er sie “ (Gen 1,27) … Die Gleichwertigkeit von Mann und Frau wird auch daraus ersichtlich, dass sie – so Gen 1,28 – beide in gleicher Weise gesegnet werden und den gemeinsamen Auftrag erhalten, sich zu lieben, zu vermehren und über alle Tiere auf der Erde zu herrschen.“
Seit 2006 gibt es die „Bibel in gerechter Sprache“. „ Im Brief des Paulus an die Römer wird dort Junia als „herausragende“ Apostelin gewürdigt (Röm 16,7). In der Einheitsübersetzung wird Junia erst seit der revidierten Fassung von 2016 als Frau anerkannt…“
„In der Einheitsübersetzung heißt es im Lk-Evangelium: „Er stieg mit seinen Jüngern in ein Boot“ (Lk 8,22). In der Bibel in gerechter Sprache jedoch zu Recht: „Eines Tages stieg er mit seinen Jüngern und Jüngerinnen in ein Schiff.“ Denn im Lk-Evangelium ist ausdrücklich davon die Rede, dass am Ufer viele Frauen waren, die Jesus unterstützten. Die Bibel zeigt klar, dass an der Entstehung der Kirche viele unerschrockene Frauen mitwirkten, darunter eine „Apostelin“.
Daher kann es sich die Kirche heute nicht mehr leisten, die Hälfte ihrer Angehörigen vom Zugang zu Weiheämtern auszuschließen.“
Quelle: Mitarbeiterin 1/2021