Jesus ging’s nie um die Kirche.
Ihm ging’s um das junge Paar, dessen Hochzeitsparty zu scheitern drohte, weil kein Wein mehr da war.
Ihm ging’s um die Fischer, die enttäuscht und müde ihre leeren Netze einholten.
Ihm ging’s um die Mutter, die ihr totes Kind beweinte.
Ihm ging’s um die Kranken, die sich nach Linderung ihrer Schmerzen sehnten.
Ihm ging’s um die Frau am Jakobsbrunnen, die Wasser schöpfte und deren Durst noch größer war.
Ihm ging’s um den Zolleinnehmer, den keiner mochte, weil er ein echt übler Zeitgenosse war.
Ihm ging’s um seinen Freund, der ihn verraten hatte.
Ihm ging’s um die Kinder, die Frauen, die Männer, die nach seiner langen Predigt einfach nur müde und hungrig waren.
Ihm ging’s um Nikodemus, der sich mitten in der Nacht zu ihm schlich, weil er ein paar Fragen hatte, die nicht bis morgen warten konnten.
Ihm ging’s um die Ausgegrenzten.
Die Kleinen. Die Schwachen. Die Einsamen. Die Looser. Die Unperfekten. Die Sünder.
Ganz nebenbei hat er seine Kirche gegründet.
Nicht zum Selbstzweck. Nicht zum Gut-Aussehen. Nicht, um Traditionen zu bewahren.
Sondern als Werkzeug, als Mittel zum Zweck. Als verschworene Gemeinschaft der Träumerinnen und Träumer. Als Sammelpunkt für alle, die an sein verrücktes Konzept der unendlichen Macht der Liebe Gottes glauben.
Als Think-Tank, um seine Botschaft jeden Tag ins Heute zu übersetzen und weiterzutragen.
Als Zufluchtsort für alle, die Schutz und Hilfe suchen.
Für Glaubende und Zweifelnde.
Für Suchende und Hoffende.
Ganz nebenbei hat Jesus seine Kirche gegründet.
Mit dem Auftrag, seine Botschaft mit Hand und Herz zu leben.
Ziemlich klare Zielvorgabe, oder?
(Carsten Leinhäuser, in: Maria 2.0 April 2020)