„12 Frauen, 12 Orte, 12 Predigten“: Das hört sich spannend an, dachte ich mir, ….
Zwölf Apostel. Männlich. Jetzt zwölf Frauen. Ich fragte mich: Welche zwölf Frauen, die Apostelinnen, Gemeindeleiterinnen oder Diakoninnen waren, fallen mir neben Maria ais Magdala noch ein? Und ich fand im Neuen Testament namentlich mehr als zwölf, die meisten in den Paulusbriefen, zum Beispiel Phöbe, Diakonin und Patronin der Gemeinde in Kenchreä; Lydia, Patronin und Leiterin einen Frauengruppe und Hausgemeinde in Philippi; Junia, „herausragend unter den Aposteln“, wie Paulus schreibt.
Er scheint gern mit Frauen zusammengearbeitet zu haben und wusste wohl, was heutige Entscheidungsträger in der Kirchenhierarchie noch lernen müssen: Nur wenn Männer und Frauen auf allen Ebenen ihre Fähigkeiten einbringen können, wird Kirche reicher in der Verkündigung und glaubwürdiger. Dann können wir gemeinsam den Menschen und auf jeweils eigene Art im Geiste Jesu dienen. ….
Interessant finde ich auch die Zahl zwölf. Sie spielt in Astronomie, in Religionen, in Märchen, im Volksglauben eine wichtige Rolle. Zwölf ist drei mal vier. Im Christentum hat die Dreifaltigkeit Bedeutung als ein Symbol für die verschiedenen, sich ergänzenden „Gesichter“ Gottes, und Vier symbolisiert die Welt mit ihren vier Himmelsrichtungen. Die Zwölf verbindet also das Göttliche mit dem Weltlichen, dem Menschlichen. Gott ist unbegreiflich groß, und wir können uns ihm/ihr nur dann nähern, wenn wir all unsere Charismen zusammen entfalten. Die Rücknahme des Predigtverbotes wäre darum momentan ein machbarer Schritt im Hinblick auf die notwendige Erneuerung der Kirche. Auch Frauen sind zum Verkündigungsdienst berufen und bringen ihre eigene weibliche Sichtweise mit ein. Davon bin ich überzeugt. Schon Frauen wie Teresa von Ávila, Hildegard von Bingen und Katharina von Siena, um nur einige zu nennen, hatten den Menschen aus ihrem Glauben heraus viel zu sagen – und spielen doch kaum eine Rolle in liturgischen Texten beziehungsweise im Gedankengut der kirchlichen Herren. „ Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.“ Dieses Zitat der Teresa von Ávila (1515 – 1582) gilt leider heute immer noch.
von Angelika Plümpe in Maria 2.0 Juni 2021