Wegen Corona findet diese Andacht nicht in der Kirche statt. Aber für unser Anliegen zu beten, bleibt bestehen: Die Kirche möge sich erneuern, um glaubwürdige Kirche Jesu Christi zu sein.
Heute, am 3. Februar, dem Namenstag des Hl. Blasius, möchten wir mit dem Segensgebet anfangen, das üblicherweise mit gekreuzten Kerzen jedem Gottesdienstbesucher an diesem Tage zugesprochen wird. „Auf die Fürsprache des Heiligen Blasius segne dich Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Er schenke dir Gesundheit und Heil.“
Der Segen gehört zu vielen Religionen. Gerade im Judentum hatte der Segen eine große Bedeutung. Immer wieder können wir im Alten Testament Segensgeschichten lesen. Direkt am Anfang in dem Hymnus über die Erschaffung der Welt segnet Gott die Tiere und die Menschen. Und auch Sara wird gesegnet, als sie die Verheißung erhält, dass sie und Abraham trotz ihres hohen Alters noch einen Sohn bekommen werden.
Es gibt noch sehr viele andere Segensgeschichten im ersten Testament. Mit ihnen ist auch Jesus aufgewachsen. Und so ist auch im Neuen Testament oft von Segen die Rede. Jesus segnet zum Beispiel die Brote und den Fisch bei der Sättigung der vielen Menschen am See Genezareth. Er segnet die Kinder. Bei seiner Himmelfahrt segnet er die zurückbleibenden Jünger.
Segnen heißt im Lateinischen benedicere, d.h. Gutes sagen. Wenn wir jemanden segnen, bitten wir Gott, dem Menschen etwas Gutes zuzusprechen. Auch in unserer Kirche hat das Segnen eine große Tradition. Bei allen Sakramenten spielt der Segen eine wichtige Rolle, z. B bei der Taufe, der Firmung und der Hochzeit. Es ist zu hoffen, dass in Zukunft auch Frauen als Diakoninnen oder als Priesterinnen diese Segenshandlungen vollziehen können.
Nicht nur Priester segnen. In unserem Alltag segnen Mütter und Väter ihre Kinder, bevor sie das Haus verlassen oder schlafen gehen. Meine Mutter segnete immer das Brot, das sie anschnitt. Und wenn unsere Familie eine Reise antritt, bitten wir Gott um seinen Segen.
Segnen ist oft mit einem Zeichen verbunden, mit einer Handauflegung, mit dem Kreuzzeichen oder mit einem kleinen Kreuz, das wir auf die Stirn zeichnen. Wie schön, dass es Zeichen gibt, durch die sich Himmel und Erde berühren
Segen Gottes ist Liebe, die uns miteinander verbindet.
Segen Gottes ist Freude, die wir auf dieser Erde und untereinander haben.
Segen Gottes ist Kraft, die uns Mut zum Leben gibt.
Segen Gottes ist Phantasie und Lust, die uns beflügelt und bereichert.
Segen Gottes ist Frieden, der uns glücklich miteinander leben lässt.
Segen Gottes ist Geduld, mit der wir an uns arbeiten und mit der wir die Unzulänglichkeiten anderer ertragen.
Wie oft Gott uns schon seinen Segen geschenkt haben mag? Wir wollen jetzt daran denken, wann und wo wir uns gesegnet fühlten. Es gab sicherlich Augenblicke in unserem Leben, bei denen wir Gottes Segen gespürt haben. ———————————————————————–
Ist unser Leben nicht meistens geglückt? Wir wollen jetzt daran denken, mit welchen Begabungen und Wesenszügen uns Gott gesegnet hat. ——————-
Haben wir nicht meistens ein schönes Leben mit vielen menschlichen Begegnungen? Wir wollen jetzt darüber nachdenken, welche Menschen für mich ein Segen sind. —————————————————
Nicht immer haben wir das Glück, dass uns unsere Mitmenschen wohlwollen. Anselm Grün hat einmal gesagt, dass es uns Menschen guttut, Gott auch um Segen zu bitten für die Menschen, die uns verletzt und enttäuscht haben, unter denen wir leiden. Wenn wir für sie um Gottes Segen beten können, dann heilt dieser Segen auch uns.
Wir wollen jetzt an diese Menschen denken, unter denen wir leiden oder gelitten haben, mit denen wir richtige Schwierigkeiten haben. ———————
Guter Gott, wir haben gespürt, mit welcher Kraft du unser Leben begleitest. Wir danken dir für deinen Segen, den du uns und allen Menschen, die offen sind für dich, immer wieder schenkst. Amen
Segen kann man nicht machen. Er entzieht sich unserem Wollen und Planen. Es ist ein Geschenk. Wenn Segen über dem Leben eines Menschen liegt, hat das Leben einen Sinn. Ein gesegnetes Leben ist geglückt und wertvoll. Das heißt aber nicht, dass ein gesegnetes Leben ohne Schwierigkeiten verläuft. Es ist Gott, der uns mit seinem Segen durch diese Schwierigkeiten und Nöte trägt.
Wir wollen Gott nun um seinen Segen bitten:
Für unsere Familien, Freunde und Nachbarn.
Für kranke, einsame und alte Menschen, besonders für die an Covid 19 Erkrankten.
Für unsere Verstorbenen und die, die um sie trauern.
Für die Menschen, die in ungerechten, armen und kriegerischen Verhältnissen leben.
Für die Menschen, die uns weh getan haben oder die uns nicht ernst nehmen.
Für die Priester, die Kinder gequält und missbraucht haben und für die Verantwortlichen, die diese Verbrechen vertuscht haben.
Für die Opfer, die unter diesen Verbrechen für ihr ganzes Leben leiden.
Für die Christen, die unter der Unglaubwürdigkeit unserer Kirche leiden.
Für die Menschen, die enttäuscht unsere Kirche verlassen.
Für die Frauen, die gerne in einem Weiheamt in unserer Kirche arbeiten wollen.
Für die Verantwortlichen in unserer Kirche, die diese nötigen Schritte zur Erneuerung der Kirche wagen.
Für sie alle beten wir: Herr, gib du ihnen deinen Segen. Schaue du sie mit deinem liebevollen Blick an und schenke ihnen das, was ihnen guttut.
Ein vertrauensvolles Gebet, das schon seit über 2 000 Jahren gebetet wird, ist der Psalm 121.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken; er, der dich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten; er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden noch der Mond in der Nacht.
Der Herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben. Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst, von nun an bis in Ewigkeit. So segne uns der uns liebende Gott, der Vater, der Sohn und die Heilige Geistkraft, Amen.
Musikquellen zur Segensandacht:
Musica Taize: Laudate omnes gentes
Da Capo Chor: Da berühren sich Himmel und Erde
Kreuzungen 366: Unterwegs in eine neue Welt
ConnecTion: Lied für den Tag
Christoph Zehendner: Unser Vater
Hänssler: Herr, wir bitten, komm und segne uns