Kardinal Marx nimmt bei der Begründung seines Rücktrittsangebots Bezug auf einen Satz von Alfred Delp (hingerichtet in Plötzensee am 2.2.1945) aus dessen letzten Lebensmonaten:
Wir sind trotz aller Richtigkeit und Rechtgläubigkeit an einem toten Punkt. Die christliche Idee ist keine der führenden und gestaltenden Ideen dieses Jahrhunderts.
Im Jahr 1941 äußert sich Alfred Delp in Predigten zur Kirche:
Wodurch lebt die Kirche? Woran stirbt die Kirche? Kirche, bist du heute Kirche des Lebens oder Kirche am Ende?
Ich glaube, überall da, wo wir uns nicht freiwillig um des Lebens willen von der Lebensweise trennen (gemeint ist die ‚historisch gewordene‘), wird die geschehende Geschichte uns als richtender und zerstörender Blitz treffen. Das gilt sowohl für das persönliche Schicksal des einzelnen kirchlichen Menschen wie auch für die Institutionen und Brauchtümer.
Obwohl diese Einschätzung Delps 80 Jahre alt ist, schien es Kardinal Marx passend, darauf Bezug zu nehmen. Denn diese Sätze treffen im Kern immer noch zu.
(Nach Gotthard Fuchs in: CHRIST IN DER GEGENWART Nr.24/2021)